Laut einer Studie besitzt jeder Mensch in Westeuropa durchschnittlich 10.000 Gegenstände. Warum sind es so viele? Brauchen wir wirklich alles, was wir besitzen? Und warum sind Menschen, die weniger besitzen sowie einfacher leben, oft glücklicher? Wie profitiert man maximal von Minimalismus?
Unser Zuhause liegt in einem Teil der Welt, dessen Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung beinahe grenzenlos sind. Diese vielen Möglichkeiten können aber nicht nur fördern, sondern auch überfordern. Gerade dann, wenn man unzufrieden mit sich selbst ist. Wir folgen laufend den neuesten Trends, kaufen die neueste Mode, besitzen den neuesten Technikkram und das alles in vielen Fällen nur, weil wir entweder unbedingt dazugehören wollen, uns ablenken möchten oder Angst haben, dass wir mit der schnelllebigen Welt nicht mithalten können.
Wir konzentrieren uns zu wenig auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben, auf unsere Träume und unsere Leidenschaften. Und weil Selbstreflexion immer sehr anstrengend ist und die Gefahr besteht sich mit seinen Schwächen und Ängsten beschäftigen zu müssen, begraben wir das Auseinandersetzen mit unseren eigentlichen-, unseren immateriellen Wünschen unter ganz viel Wirtschaftswachstum. Wir leben in einer konsumorientierten Überflussgesellschaft und wir shoppen durch Modeläden und schmücken uns mit allerlei materiellen Dingen, anstatt Bewusstsein für ein glücklicheres Leben zu schaffen. Mal ehrlich: Am Ende macht uns das ganze Shoppen auf Dauer auch nicht wirklich glücklicher oder?
Ich habe die letzten paar Tage vermehrt Artikel über die Einfachheit des Lebens gelesen, weil das Thema gerade sehr präsent in meinem Kopf herumschwirrt. Stichwort Minimalismus. Minimalismus muss aber nicht automatisch heißen, dass man unter seinen Verhältnissen oder spartanisch lebt, sondern dass man bewusster und kritischer mit Konsum umgeht und seinen Kopf und seine Wohnung frei von allem Überflüssigen macht.
Weniger Dinge, weniger Stress, weniger Staub. Dafür mehr Geld, mehr Zeit, mehr Ruhe. Minimal leben – Maximal entspannen.
Dieser Artikel ist -im Gegensatz zum Thema- nicht ganz so minimal, mag aber für den einen oder anderen wertvolle Tipps beinhalten. Du findest hier einige Beispiele, um sich dem Thema anzunähern und sich mit der Einfachheit des Lebens vertraut zu machen. Ich selbst habe vor einiger Zeit einfach einmal damit angefangen meinen Lebensstil zu hinterfragen und meine Wohnung auszumisten, um mich von Dingen zu lösen, die zuviel Zeit und Nerven in Anspruch genommen haben. Und weil das eine oft zum anderen führt, gibt es mittlerweile eine ganze Palette von Erkenntnissen, die mein Leben leichter macht.
KAUFE NUR DINGE, DIE DU WIRKLICH BRAUCHST.
Brauche ich das wirklich oder will ich es einfach nur haben? Viele Menschen sind sehr impulsiv, wenn es um’s Shopping geht, da häufig immaterielle Wünsche durch den Besitz materieller Güter befriedigt werden. Beginne daher eine Liste mit Dingen zu schreiben, die du unbedingt kaufen möchtest. Sind die kleineren Einkaufswünsche nach drei Monaten immer noch auf der Liste und für dich von großer Wichtigkeit, kannst du sie jetzt auch noch kaufen. Teure Anschaffungen sollten 6 Monate auf der Liste verweilen. Oder noch besser: Vergiss die neue teure Espressomaschine und mach’ stattdessen einen kleinen Urlaub am Meer.
MACHE EINEN WOCHENPLAN.
Setz’ dich fünf Minuten hin und schreibe eine Liste mit allen Gerichten, die du die kommende Woche kochen möchtest. Schreibe auch auf, welche und wie viele Zutaten du für die jeweiligen Gerichte benötigst. So hast du gleich eine brauchbare Einkaufsliste und eine ungefähre Schätzung, wie viel du für deinen nächsten Einkauf ausgibst. Das ist nicht nur gut für deine Geldbörse, sondern auch für die Umwelt, denn durch die bessere Planung werden Lebensmittel weniger schlecht und landen nicht im Biomüll. Kleiner Tipp: Geh’ niemals hungrig einkaufen.
GEHE NUR MIT BARGELD EINKAUFEN.
Den besten Blick auf deine Finanzen hast du, wenn du mit Bargeld statt mit Karte einkaufen gehst. Du zahlst damit zwar nicht zwangsläufig weniger, jedoch fühlt es sich ganz anders an. Lege dir beispielsweise ein Wochenlimit für Lebensmittelkäufe oder auch Freizeiteinkäufe, wie Kleidung und dergleichen, zu.
KEINE WERBUNG.
Stichwort Flugblattverzicht. Werbung verführt und redet dir ein Dinge besitzen zu müssen, über die du vorher noch nie einen Gedanken verschwendet hast. Außerdem ist der Briefkasten meist voll mit unsinnig verschwendetem Papier, das wir nach dem Durchblättern der neuesten Angebote sowieso wieder wegwerfen. Spart pro Haushalt und Jahr 100kg Papierabfall und macht deinen Kopf frei. Bringe deshalb einen “Bitte kein unadressiertes Werbematerial, keine Gratiszeitungen”-Schild an deinem Postkasten an. Dasselbe gilt für Newsletter. Nicht nur dein Kopf sollte frei sein für die wichtigen Dinge, sondern auch dein E-Mail-Postfach. Bestelle alle unnötigen Newsletter ab.
BÜCHEREI STATT BÜCHERKAUF.
Wenn du zu den wissbegierigen Leseratten gehörst, gehe in die nächstgelegene Bücherei und lege dir dort einen Ausweis zu. Das spart nicht nur Unmengen an Geld, sondern auch die Zeit, die du normalerweise in das Entstauben deines Bücherregals investierst.
AUSMISTEN.
Miste doch mal wieder deine Wohnung aus. Denke dabei an die 12-Monate-Regel: Werde alles (oder zumindest vieles) los, was du in den letzten 12 Monaten nicht benutzt hast. Man muss es natürlich nicht genauso übernehmen, kann es aber als Hilfestellung sehen, da diese Regel hilft Unwesentliches von Wichtigem zu trennen. Je weniger vorhanden ist, desto leichter fällt es Ordnung zu halten. Also einfach mal ran an den Kleider- oder Schuhkasten und weg mit dem alten Zeug! Alles, was gut erhalten oder Markenware ist, kann man beispielsweise auf Kleiderkreisel verkaufen. Tipp: Bewahre gleiche Dinge an einem Ort auf. Wir hatten ungefähr hundert Kugelschreiber zuhause, die ich in meinem ganzen Leben nicht leer schreiben könnte! Weg damit!
VERSCHONE DEINE DESKTOP-OBERFLÄCHE.
Eine aufgeräumte Benutzeroberfläche ist wie ein aufgeräumter Schreibtisch. Er verhilft zu mehr Kreativität und mindert Stress.
AUS DEN AUGEN, AUS DEM SINN.
Organisiere deine Lebensmittel so, dass du sie immer gut sehen kannst. Lebensmittel, die nicht mehr lange haltbar sind, bekommen z.B. einen eigenen Platz im Kühlschrank. Auch alte Marmeladengläser leisten gute Dienste, wenn es um stilvolle Aufbewahrung geht.
ZIEHE IN EINE KLEINERE WOHNUNG.
Weniger Zeug benötigt weniger Platz benötigt weniger Zeit zum Putzen. Wir Österreicher geben pro Monat rund 560 Euro für das Wohnen aus, obwohl wir einen Großteil der Zeit nicht einmal zuhause, sondern in der Arbeit verbringen. Wenn du minimalistischer leben möchtest, um Geld und Zeit zu sparen, ist dies die ideale Lösung für dich. 30-40qm sehen mit wenig Zeug immer noch groß aus und außerdem fühlst du dich auch gleich viel befreiter.
BESTELLE ABOS AB.
Hinterfrage den Nutzen: Lässt du dich nur passiv von Zeitschriften und Fernsehsendungen berieseln, oder nutzt du diese aktiv? Ist das Zeitungsabo wirklich so wichtig für den Morgenkaffee oder reicht auch ein kurzer Blick ins Internet? Läuft der Fernseher nur nebenbei oder siehst du dir bewusst mit viel Aufmerksamkeit Sendungen im TV an? Gehst du wirklich so oft ins Fitnessstudio oder das Schwimmbad, dass du den Betrag der Jahreskarte abtrainierst? Wir haben beispielsweise seit geraumer Zeit keinen TV-Anschluss mehr in der Wohnung und fühlen uns besser als zuvor. Natürlich schauen wir auch noch gerne unsere Serien – aber auf dem Mac Book, mit Netflix, ohne Werbeeinschaltung und vor allem: Wann wir wollen.
KÜNDIGE VERSICHERUNGEN.
Versicherungen gaukeln uns vor, dass wir mit ihnen auf alle Eventualitäten des Lebens vorbereitet sind und uns keine Sorgen machen brauchen. (Und ich meine hier nicht den gesetzlich verpflichtenden Beitrag!) Lebensversicherungen, Zahnzusatzversicherungen, Brillenversicherungen, Versicherungen für Smartphone oder Digitalkamera – Wie oft hast du eine davon in den letzten drei Jahren in Anspruch genommen? Lebst du lieber mit einem kleinen Restrisiko und mehr Geld oder willst du lieber jeden Monat für Etwas zahlen, das vielleicht nie gebraucht wird?
QUALITÄT VOR QUANTITÄT.
Billige Kleidung im Schlussverkauf bei Primark und Co. mag im ersten Moment verlockend erscheinen und lässt viele Herzen höher schlagen, hält aber oft nicht besonders lange. Spare lieber auf ein wertvolles Kleidungsstück aus umweltfreundlicher Herstellung unter guten Arbeitsbedingungen. Es schenkt dir viele schöne Jahre und wird automatisch zum Lieblingsstück. Dasselbe gilt meist auch für Elektrogeräte aus Plastik und Billigmöbel.
LASSE DIE VERGANGENHEIT HINTER DIR.
Sich von Erinnerungen zu trennen ist oft sehr schwer. Meist aber verstauben sie sowieso auf auf Dachböden oder Wohnzimmerschränken. Hast du eventuell viele Fotoalben? Scanne sie ein und speichere sie auf deinem Computer.
SHARING IS CARING.
Man muss nicht immer kaufen! Hast du nette Nachbarn, die eine Rasenmäher besitzen, dann kaufe nicht extra einen für deinen Garten. Du hast kein Auto, brauchst aber mal schnell einen fahrbaren Untersatz? Car Sharing ist gerade sehr angesagt. Und Kleiderkreisel veranstaltet öfter mal Tauschpartys, falls du Lust auf neue Klamotten hast.
BAUERNMARKT STATT SUPERMARKT.
Einkäufe in großen Supermärkten sind nicht nur unangenehm hektisch, sondern auch Sammelplätze für Pestizide, Gentechnik und Konservierungsstoffe. Möchtest du dir selbst etwas Gutes tun, dann entspann dich und mach’ einen Ausflug zum Bauernmarkt. Da weißt du nicht nur, wo dein Essen herkommt, sondern kannst den Einkauf auch in aller Ruhe genießen. Hin und wieder gibt es sogar allerhand kostenlose Verköstigungen.
WASSER AUS DER LEITUNG.
Pestizidabbauprodukte, Korrosionsschutzmittel und künstlicher Süßstoff – Das alles findet man heutzutage in vielen Mineralwasserflaschen. Wer Angst vor dem Leitungswasser hat, kann sich ja von dem gesparten Geld einen guten Wasserfilter kaufen. Ist aber nicht nötig, da das Trinkwasser in Österreichs Leitungen immer noch sauberer ist als das Mineralwasser im Supermarkt.
RÄUM’ DEINEN KOPF AUF.
In meiner Tätigkeit als Sozialpädagogin sehe ich immer wieder wie überfordernd der Alltag des Leben für manche Menschen sein kann. Zuviel Stress in der Arbeit oder Schule, zu wenig Freizeit, keine Entspannungsmöglichkeiten, selten Zeit für sich selbst. Burnout ist nicht nur ein Modewort, sondern mittlerweile leider schon eine unterschätzte Volkskrankheit. Minimalismus heißt hinterfragen. Und zwar nicht nur seinen Konsum, sondern auch sich selbst. Wo liegen meine Grenzen? Sind mir Geld und ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger als meine körperliche und psychische Gesundheit? Auch, wenn ein sicherer Arbeitsplatz nicht unbedingt bedeutet, dass es auch ein guter Arbeitsplatz ist? Was kann ich tun, damit es mir gut geht? Mit welchen Mitteln kann ich meinen Kopf freimachen und abschalten?
Wir sind alle fleißige Arbeitsbienen und achten deshalb oft zu wenig auf das, was uns wirklich gut tut. Ich habe einen Artikel zum Thema Entspannung geschrieben, weil ich selbst immer wieder in die Überforderungsfalle tappe. Finde für dich sogenannte Energietankstellen. Das kann Yoga sein, oder auch Laufen, Schwimmen, Lesen und Musik hören. Befreie dich im Gegensatz auch von Energieräubern! Lasse alles hinter dir, das dir nicht gut tut. Wie schon gesagt: Wir leben in einem Teil der Welt, der viele Möglichkeiten zur Selbstentfaltung bereitstellt. Ins kalte Wasser springen ist oft nicht leicht, zahlt sich aber immer aus.
Was tust du für dich selbst, um bewusster zu leben? Hast du selbst bestimmte Rituale die dein Leben erleichtern, Geld sparen, dich zur Ruhe kommen lassen oder dir dabei helfen dein Leben einfacher zu gestalten? Lass es mich wissen! Ich freue mich über Kommentare zum Artikel und natürlich auch darüber, dass du ihn in die Welt hinausträgst. ♥
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