Unbeauftragte Werbung | Sechs Euro für drei Mahlzeiten täglich, 42 Euro in der Woche und 180 Euro im Monat für gesunde Ernährung aus biologischer Herkunft. Ist das machbar? BIORAMA möchte dieser Frage mit dem Hashtag #armeleuteessen auf den Grund gehen. Da ich diese kleine Challenge nicht missen möchte, mache ich natürlich mit. Denn gerade, wenn es um Nachhaltigkeit und Gesundheit geht, sollten wir alle mit Bedacht und Bewusstsein einkaufen gehen! Dass es für Arbeitslose, Geringverdiener, Alleinerziehende und Auszubildende bestimmt nicht einfach ist Lebensmittel ausschließlich aus biologischer Herkunft zu kaufen, darüber brauchen wir gar nicht streiten! Auch für mich, als Gesundheitsjunkie und mit einer großen Vorliebe für Essbares, wird es manchmal schwer mit dem Kontostand Frieden zu schließen. Falls euch aber auch die Lust gepackt hat mitzumachen, hätte ich hier gleich vorweg ein paar Tipps, die euch eventuell weiterhelfen könnten.

Wochenplanung ist das A und O

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Die Vorteile einer Wochenplanung liegen auf der Hand: Man spart Geld, kauft nur was man wirklich braucht, lässt sich nicht von bunten Werbeangeboten blenden und wirkt sogar dem Überflusskonsum und der daraus resultierenden Lebensmittelverschwendung entgegen. Dass eine strukturierte Wochenplanung jedoch ein wenig Zeit in Anspruch nimmt, sollte an dieser Stelle natürlich auch gesagt werden! Man muss sie jedoch nicht unnötig verkomplizieren. Deshalb an dieser Stelle ein Tipp von mir: Sucht euch für jeden Tag der Woche eine bestimmte Grundzutat für eure Gerichte. Für das bessere Verständnis hier ein Grundgerüst als kleines Beispiel:

Montag: Nudeln
Dienstag: Pseudogetreide oder Hülsenfrüchte
Mittwoch: Salat oder Gemüse
Donnerstag: Reis
Freitag: Pizza
Samstag: Fleisch- oder Fisch / Soja
Sonntag: Kartoffeln

Diese Grundstruktur hat den Vorteil, dass ihr Gewohnheit in eure Küche sowie euren Einkauf bringt und trotzdem sehr viele Variationsmöglichkeiten bezüglich der Mahlzeiten habt. Jetzt geht es nur noch darum das Bestmögliche aus dem Einkauf herauszuholen. Hier wieder ein kleines Beispiel:

Montag: Pasta mit veganer Bolognese
Dienstag: Curry mit Bulgur und Amaranth
Mittwoch: Ofengemüse
Donnerstag: Chili sin Carne
Freitag: Pizza Mexicana
Samstag: Gefüllte Paprika
Sonntag: Kartoffelgulasch

Die Tagesgerichte enthalten hier oft sehr ähnliche Gemüsezutaten. Sollten beispielsweise Mais und Bohnen am Donnerstag übrig bleiben, kann man sie ohne Probleme am Freitag auf die mexikanische Pizza werfen. (Mais und Bohnen haben übrigens eine hohe biologische Wertigkeit. Eine supergesunde Kombination also!) Das Zubereiten von Ofengemüse kann prima mit den Gemüseresten von Montag und Dienstag gemacht werden. Natürlich kann man auch am Einkaufszettel ganz genau vermerken, welche Menge an Lebensmitteln man für’s Kochen benötigt. So gibt es erst recht keine Lebensmittelverschwendung und damit kein unnötig ausgegebenes Geld.

Fertigpizza versus selbstgemachte Bio-Pizza

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Fertiggerichte sind im ersten Moment immer billiger als Selbstgekochtes. Das liegt natürlich vor allem daran, dass die genaue Zutatenmenge für selbst gekochte Gerichte kaum oder gar nicht erhältlich ist. Soll heißen: Eine Fertigpizza kostet insgesamt drei Euro, die Zutaten für eine selbstgemachte Bio-Pizza kosten ungefähr neun Euro. Jedoch: Aus der Gesamtmenge der Zutaten für die DIY-Pizza kann man auch getrost drei Pizzen herstellen (Pizzateig mit Tomatensoße lässt sich übrigens prima einfrieren!). Somit gleicht sich diese Rechnung wieder aus. Bio muss also nicht automatisch teurer sein als industriell hergestelltes Fast Food! Natürlich nur für den Fall, dass man auch insgesamt drei Pizzen zubereitet. Dasselbe gilt meist auch für alle anderen Gerichte, die man fertig in Verpackungen kaufen kann.

Zeit als entscheidender Faktor

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Natürlich kommen hier gleich kritische Stimmen hoch, die sagen werden „Ja, das mag schon alles sein, aber wo soll ich denn die Zeit haben all das zu kochen? Da ist es mit einem schnellen Morgenkaffee, Fertiggerichten und Restaurantbesuchen schon viel einfacher!“ Stimmt! Keine Frage: Kochen kann viel Zeit beanspruchen. Egal, ob für die Zubereitung eines nährstoffreichen Frühstücks oder eines leckeren Abendessens. Zum Hauptabendprogramm auf der Couch Filme ansehen, sich stundenlang auf Facebook durch die Timeline lesen oder seine Zeit gelangweilt mit Videospielen zu vertun jedoch auch. Im Prinzip können sehr viele Dinge Zeiträuber sein. 

Keine Lust auf die ganze Kocherei zu haben, ist natürlich auch in Ordnung! Ich mag an dieser Stelle auch niemanden verurteilen oder jemandem auf den Schlips treten! Nicht jeder liebt es seine Mahlzeiten selbst zuzubereiten und viele haben andere Prioritäten. Wer sich jedoch ständig von pestizidbelasteten Nahrungsmitteln und Zusatzstoffen in Lebensmitteln ernährt, wird früher oder später viel Geld für teure Medikamente brauchen. Warum? Zucker und Transfette, welche sich meist mit industriell gefertigter Nahrung befinden, fördern vor allem gängige Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ2 und natürlich auch Karies. So gesehen entscheidet ihr selbst, welchen Weg ihr gehen möchtet. Solltet ihr euch jetzt doch dazu entscheiden öfter mal selbst zu kochen, gibt es an dieser Stelle natürlich auch gleich zwei Meal-Prepping-Tipps, damit das Kochen nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt:

  • Abends für Mittags vorkochen: Man muss nicht dreimal täglich in der Küche stehen. Das mache ich auch nicht, denn dafür fehlt auch mir als Vollzeit-Pädagogin (mit einer stressigen Ausbildung nebenbei und einem Blog als Hobby) einfach die Zeit. Hier bietet es sich aber an einfach Abends eine größere Menge für den darauffolgenden Mittag zu kochen. Mahlzeiten lassen sich wunderbar in Frischhalteboxen verstauen und im Büro aufwärmen.
  • Auch ein Vorbereitungstag kann das tägliche Kochen immens erleichtern. Beispiel: Sonntags könnte man schon Hülsenfrüchte für die kommende Woche einweichen sowie Pseudogetreide vorkochen und im Kühlschrank aufbewahren.

Geld als entscheidender Faktor

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Hier gelangen wir an den wichtigsten Punkt des Artikels. Eine Wochenplanung erleichtert das Leben, wie auch schon oben erwähnt, wirklich sehr. Dabei ist es egal, ob es sich um Lebensmittel aus biologischer Herkunft oder normale Lebensmitteln handelt. Um die täglichen Mahlzeiten billiger zu gestalten, gibt es aber noch mehr Möglichkeiten:

  • Saisonal und regional einkaufen: Obst und Gemüse aus Österreich ist im Winter hierzulande prinzipiell billiger als eine Mango aus Südamerika oder Erdbeeren aus Spanien. Leider wird dies sehr oft unterschätzt. Vor allem auch deshalb, weil KonsumentInnen größtenteils kaum mehr wissen, welche Nahrungsmittel gerade Saison haben.
  • Balkon und Garten: Kräuter und Sprossen lassen sich ganz wunderbar auf der Fensterbank ziehen, während sich eine Vielzahl an Gemüse- und Obstsorten prima auf dem Balkon oder im Garten vom Samen zur fertigen Nutzpflanze entwickeln können. Samen und Stecklinge müsst ihr dafür nicht unbedingt kaufen. Vielleicht habt ihr Freunde und Verwandte, die euch diese zur Verfügung stellen, weil sie selbst gärtnern. Auch in Garten-Foren im Internet findet man immer wieder die Möglichkeit sich gegenseitig unter die Arme zu greifen, Pflänzchen auszutauschen und mehr über das Gärtnern zu lernen.
  • Food Sharing: In Österreich noch eher unbekannt, in Deutschland aber schon ziemlich en vogue: Die Kühlschränke zum Teilen. Diese gibt’s natürlich in erster Linie um der Lebensmittelverschwendung den Kampf anzusagen, doch gerade hier lässt sich sparen, denn die Lebensmittel können und dürfen kostenfrei herausgenommen werden. Auch hier finden sich immer wieder Lebensmittel in Bio-Qualität, die vor dem natürlichen Zersetzungsprozess bewahrt werden möchten.
  • Bauernmarkt oder ab Hof-Verkauf: Hier habe ich schon einmal einen Artikel zu den Benefits des genussvollen, entspannten Einkaufs direkt beim Erzeuger geschrieben. Aber auch Bauernmärkte bieten sich für einen billigeren Bio-Einkauf an. Dies liegt vor allem daran, dass es keine weiteren Vertriebspartner gibt, was wiederum bedeutet, dass Kosten für Transport, Verpackung und MitarbeiterInnen mehr oder weniger wegfallen. Außerdem besteht auf Bauernmärkten sehr oft die Möglichkeit sich genüsslich von Stand zu Stand zu schlemmen! Ein Einkauf für Sinne und Seele also.
  • Verpackungsfreie Läden: Im Oktober 2015 eröffnete der erste verpackungsfreie Supermarkt in Linz. Aber auch außerhalb der Landeshauptstadt Oberösterreichs habt ihr die Möglichkeit in Zero Waste-Manier einzukaufen: Bei der Maß-Greißlerei in Wien und auch bei Liebe und Lose in Innsbruck. Unverpackt Passau ist zwar in Niederbayern, aber das gehört ja auch irgendwie zu Österreich. ;) Auf Smarticular findet ihr übrigens auch verpackungsfreie oder plastikfreie Läden in weiteren Ländern, wie Deutschland oder der Schweiz.

Konsum-Tipps für’s Geldbörserl

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  • Sättigende Lebensmittel bevorzugen: Auszugsmehl und raffinierter Zucker füllen zwar, sättigen aber nicht. Spätestens nach zwei Stunden kommt die nächste Heißhungerattacke und das Verlangen nach weiteren Mahlzeiten steigt von Minute zu Minute. Um Geld zu sparen, und der Bauchspeicheldrüse einen großen Gefallen zu tun, bietet es sich an auf sättigende Lebensmittel zurückzugreifen. Diese sind vor allem Kartoffel, mageres Fleisch, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Pseudogetreide, Eier, Käse, Sojaprodukte, Vollkornreis, Haferbrei, Bananen, Weintrauben oder auch Äpfel.
  • Verzicht auf Süßigkeiten, Chips und Kekse: Während meines vierwöchigen Zucker-Detox habe ich bemerkt, dass sich dadurch ziemlich viel Geld sparen lässt. Aus gesundheitlicher Sicht ist es sogar sehr empfehlenswert auf diesen ganzen süßen und fettigen Industrie-Fresskram zu verzichten oder die Menge des Konsums stark zu reduzieren. Süßigkeiten fahren mit der Blutzuckerkurve Achterbahn, machen durch den Fructose-Glukose-Sirup Lust auf noch mehr Essen (und damit auch irgendwann dick) und schaden eurem hart verdienten Kontostand!
  • Vorwiegend vegetarische Ernährung: Wenn im Supermarkt 100g Wurst für knapp 90 Cent zu haben sind (Katzenfutter derselben Menge aber 1,30 Euro kostet) sollte das zum Nachdenken anregen. Ich habe hier im Punkt „Verringere deinen Fleischkonsum“ schon erklärt, warum Massentierhaltung das Haar in der Suppe einer jeden nachhaltigen Ernährung ist. Natürlich dürft ihr weiterhin Fleischerzeugnisse essen, insofern ihr es mit euch selbst vereinbaren könnt. Greift hier aber unbedingt auf Bio-Fleisch und Fleischerzeugnissen zurück. Klingt paradox, weil viel teurer, ne? Aber wer schon einmal ein Bio-Steak gegessen hat, weiß, dass man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann! Wenn ihr also sparen möchtet, hört damit auf jeden Tag billigen Massenware in eure Münder zu stopfen und lernt den Sonntagsbraten auch als diesen zu schätzen, nämlich als Braten am Sonntag, nur am Sonntag – Zum Wohle eures Harnsäurespiegels und eurer Geldtasche! Info am Rande: Fleisch speichert übrigens auch Emotionen. Wenn Schwein, Huhn oder Rind vor der Schlachtung also Angst hatten (was sehr verständlich wäre), überträgt sich dies durch das Gewebe des Tieres beim Essen in eure Körper. Ergo: Ihr werdet vielleicht sogar selbst ängstlicher, depressiver oder aggressiver.

Zusammenfassung

Ich weiß aus eigener Erfahrung: Bio muss nicht (automatisch) teurer sein, wenn man richtig plant, seinen Einkauf strukturiert, saisonale sowie regionale Produkte bevorzugt, auch einmal abseits des normalen Supermarkts die Einkaufsfühler ausstreckt, selbst kocht und seinen Fleischkonsum für die Health Benefits einer vorwiegend vegetarische Lebensweise reduziert. Ob es sich mit der vorgegebenen Geldsumme ausgeht, kann ich euch aber leider an dieser Stelle noch nicht sagen. Daher werde ich mit der Challenge nächste Woche starten (für mich dann also drei Wochen) und euch im Anschluss daran teilhaben lassen, ob es wirklich machbar ist sich von 180 Euro (für mich dann nur 126 Euro) im Monat mit Lebensmitteln aus rein biologischer Herkunft über Wasser zu halten.


Weiterführende Links: Biorama auf Facebook, mehr Infos zur Berechnung der Mindestsicherung und #armeleuteessen im Biorama-Magazin

Was denkt ihr: Kann man auch mit wenig Geld Lebensmittel aus biologischer Herkunft erwerben? Wenn nein: Wo könnte das Problem liegen? Ist es überhaupt möglich in der heutigen Zeit gesund und “geldbörserlgerecht” einzukaufen und zu kochen? Falls ja: Wie sieht das bei euch aus? Wo kauft ihr eure Lebensmittel? Habt ihr Tipps? Ich freu mich über eure Anregungen und Antworten!

Und was meinst du?

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1 Kommentar
  • Chris
    März 6, 2016

    Einen sehr schönen Blog hast du. Wollte ich nur mal loswerden. :)

  • Sissy
    März 3, 2016

    180 € für Lebensmittel für einen Monat und dann noch in Bioqualität finde ich echt wenig und bin total gespannt, wie und ob du damit klarkommst. Vor allem muss man neben dem Mittag ja auch noch Morgens und Abends etwas essen.. ich finde deine Grundgerüste aber super! Das vereinfacht das Ganze total :)

    Liebe Grüße
    Sissy

    • tanjachampagner
      März 3, 2016

      Hey Sissi! Recht hast du – Frühstück und Abendessen sollte definitiv mit dabei sein! Nächste Woche gibt’s deshalb mein Grundgerüst der vergangenen sieben Tage dann mit drei Mahlzeiten. :D