Ach, Silvester. Von mir geliebt und gehasst zugleich. Während es einerseits ja doch irgendwie wunderschön anzusehen ist, verursacht es andererseits nicht nur Unmengen an Müll, sondern auch Ängste und Verletzungen.
Ich persönlich fand das alljährliche Raketengeballere als Kind traumhaft schön. Unangenehm laut und stressig, aber durchaus schön. Womit ich mich jedoch nie anfreunden konnte, waren Böller und jegliche andere bodennahe Pyrotechnik. Warum? Ganz einfach: Unbedachtes Hantieren mit Feuerwerkskörpern führt jedes Jahr aufs Neue zu, teils wirklichen argen, Verletzungen. Und nicht nur, weil man einfach zu dumm ist den Knaller nach dem Anzünden aus der Hand zu geben, sondern auch, weil viele Verletzungen durch Fremdverschulden entstehen. Und das sage ich aus voller Überzeugung, denn wer schon einmal Glassplitter dicht neben das Auge katapultiert bekommen hat, weil ein Böller im Sektglas gelandet ist oder neben einer machtig’n Rakete stand, die unbedingt noch am Boden explodieren musste, weiß, wovon er spricht. (Glücklicherweise ist es beide Male relativ gut ausgegangen.)
Andere mutwillig beschießen oder damit zu ängstigen fällt für mich sowieso in die Kategorie „psychisch labil“ und von der Mischung Pyrotechnik-Mülltonne halte ich auch nicht viel. Genauso wie viele andere introvertierte Menschen, Kinder, ältere Menschen, Haustiere sowie andere in der Stadt oder am Land lebenden Tiere und auch Flüchtlinge.
Und ja, es wird noch schlimmer und da bin ich einfach total miesepetrig: Raketen fliegen nicht nur nach oben, sondern kommen logischerweise auch irgendwann wieder zurück auf den Boden, verschwinden im Schnee, machen Unmengen an Müll und müssen irgendwann nach der Schneeschmelze wieder eingesammelt werden. Inklusive Feinstaubbelastung und Grundwasserverschmutzung.
Guangfeng, 2016, 2 Tote
Yanzihe, 2016 – 2 Tote
Apulien, 2015 – 7 Tote
Baofeng, 2014 – 12 Tote
Weifang, 2009 – 13 Tote
Enschede, 2000 – 23 Tote
Mexico City, 2016 – 33 Tote
Paravur, 2016 – 106 Tote
Neben der ökologischen Problematik, kommt noch die soziale Kritik: Die größten Produktionsländer für Pyrotechnik sind China und Indien. Wir kennen’s schon aus der Modebranche: Kein gewerkschaftliches Zusammentun, Hungerlöhne, Kinderarbeit, gravierende Gesundheitsschäden durch das Arbeiten in der Fabrik (in diesem Fall das ungeschützte Hantieren mit Schwarzpulver) und natürlich – und das sollte traurig und beschämend für alle sein, die sich keine Gedanken darüber machen, wo und wie ihre jährliche Schießparade gemixt wird – der Tod vieler unschuldiger Erwachsener und auch Kinder durch Fabrikbrände für 10 Minuten Augenleuchten.
Und ja, ich weiß, glühende Raketenverfechter werden jetzt sagen: Leuchtende Kinderaugen, erstes Feuerwerk… Flieger und Autos verpesten auch die Luft… Umweltfanatiker, kehrt doch vor eurer eigenen Tür… Wer Tiere hat, muss sich auch darum kümmern können und über Silvester ruhigere Orte aufsuchen… Plastik ist auch böse… „Rücksichtnahme“ bedeutet zumindest für mich, dass ich zugunsten von oben genannten Menschen sowie Tieren und der Umwelt darauf verzichte, obwohl ich Feuerwerk sehr gern bestaune. Dazu gehört VOR ALLEM auch, dass ich nicht schon vor Weihnachten und die paar Tage nach Silvester überall mit Raketen und Knallern ballere. Sorry not sorry.
Das gute, alte Lagerfeuer
Man muss den Beginn des neuen Jahres nicht zwangsweise feiern, als wären wir im Kriegsgebiet. Ein stiller Jahreswechsel mit Lagerfeuer erwärmt, im Gegensatz zu Raketen, nicht nur Herzen, sondern auch den Körper. Setzt euch nicht unnötig Stress aus, denn diesen haben wir das Jahr über schon genug. Tut euch mit euren Liebsten zusammen, nehmt euch ein Glas Sekt, Bier, Punsch oder Glühwein und genießt das schöne Knistern des Feuers. Notfalls gibt’s als kleineres Übel immer noch Wunderkerzen für die Kleinen und junggebliebenen Großen, damit die Augen ja nicht aufhören zu leuchten. ;)
In diesem Sinne: Seid lieb zueinander, habt einen wundervoll entspannten Jahresbeginn ohne Verletzungen und kommt gesund ins neue Jahr! ♥
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