Ich bin verliebt. Schon seit 2013, als wir das erste Mal auf der kleinen Kanareninsel waren. La Gomera ist sozusagen die entschleunigte Heimat meines Herzens geworden. Mehr dazu gibt’s aber bald in einem eigenen Artikel. Heute möchte ich meine neue Leidenschaft mit dir teilen: Küchenexperimente mit Gofio Gomero.

(Ja, ich weiß: NICHT regional, NICHT aus Österreich. Ich konnte aber einfach nicht anders als einen Sack voll Gofio mit nach Hause zu nehmen.. Und Dattelpalmsirup.. Und Datteln!)

Gofio ist das älteste Grundnahrungsmittel der Kanaren. Die „Guanchen“ (Ureinwohner, welche damals aus Afrika kamen) brachten Saatgut und Vieh mit auf die kleine Insel. Da Getreide (besonders Gerste) auf dem fruchtbaren Boden sehr gut gedieh, wurde es irgendwann zu geröstetem Mehl vermahlen, um es haltbar zu machen.

gomera_balls4

Gofio wird auch heutzutage noch genauso wie damals in alten Zeiten hergestellt. Die Körner aus Gerste, Mais und Weizen werden gereinigt, geröstet und in der Natursteinmühle gemahlen. Damals galt es als Armeleuteessen und war das Allround-Nahrungsmittel für Hirten auf Reisen, die es einfach in einem Beutel mit Ziegenmilch zu einem Brei bzw. einer dickflüssigen Paste mischten und aßen. Ebenso wurde es in Zeiten von Belagerungen und Missernten in den Häusern bereitgehalten, um dem Hungertod zu entfliehen.

Im Gegensatz zu normalem Mehl muss das geröstete Gofio nämlich nicht erst gebacken oder gekocht werden, sondern kann auch pur mit den verschiedensten Zutaten kombiniert und gegessen werden. Es wird z.B. für Suppen, Brei sowie auch für Desserts verwendet. Gofio hat einen hohen Nährwert, ist durch die Proteine sehr sättigend und z.B. reich an Vitamin B. Außerdem enthält es, außer dem zugesetzten Meersalz, keinerlei Konservierungs- und Farbstoffe.

gomera_balls1

Typisch kanarisch ist es Gofio als Dessert mit dünnflüssigem Honig oder Palmensirup zu verkneten und in dünne Scheiben zu schneiden. Wahlweise kann man auch Datteln oder Nüsse einarbeiten. Klang für mich ein bisschen nach Energiebällchen, also: Gesagt, getan.

Gleich vorweg: Sie schmecken ein wenig nach Popcorn und vermutlich sind sie nicht jedermann’s Sache, ABER ich persönlich kann mich mit diesem Geschmack wunderbar anfreunden! :) Der Guarapo macht die Bällchen süß, aber nicht zu süß. Wer mag, kann statt des Palmensirups auch gerne 100g Datteln in die Bällchen einarbeiten.

75g Gofio
75g grob gemahlene Mandeln
50ml Guarapo

Zutaten verkneten und zu kleinen Bällchen formen. ODER:

75g Gofio
75g Mandeln
100g eingeweichte Datteln

Zutaten in einem Hochleistungsmixer zu einer homogenen Masse vermengen und anschließend zu kleinen Bällchen formen. Bei beiden Rezeptvarianten gilt: Ist der Teig zu „staubig“ oder lässt sich schlecht verkneten, einfach mit ein wenig Wasser nachhelfen!

gomera_balls2

Guarapo ist übrigens nichts anderes als Dattelpalmensaft, aus dem „miel de palma“, also Palmenhonig, gewonnen wird. Die Gewinnung des Safts erfolgt händisch und klingt nach einer ziemlich anstrengenden Arbeit: Es wird geklettert, geschnitten, nochmals geklettert, per Schilfrohr abgezapft und gerührt was das Zeug hält. Guarapo schmeckt ein wenig wie eine Mischung aus Datteln und Kokosblütensirup. Ein bisschen herb, aber trotzdem angenehm süß.


Solltest du also zufällig mal eine kanarische Insel besuchen und Gofio sehen, probier es! Nimm es mit nach Hause! Versuch es bestenfalls zuhause selbst zu machen (Getreide ist ja auch bei uns regional) und lass mich wissen, wie es funktioniert! :D Ich bin dann mal wieder in der Küche und mache Gofio-Pancakes, Gofio-Eis, Gofio-Kuchen, Gofio-Suppe, … 

Und was meinst du?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Kommentar
  • Jenni
    Oktober 24, 2016

    Liebe Tanja!

    Das klingt ja wieder einmal famos lecker!
    Und ich habe gleich wieder etwas dazugelernt – denn von Gofio und Guarapo wusste ich bisher noch gar nichts, bin aber froh, dass sich das gerade geändert hat, denn es klingt so ganz nach meinem Geschmack. :)
    Die Idee, es selbst einmal herzustellen, finde ich sehr gut und notiere sie mir gleich auf meine lange Küchen-to-do-Liste. Mal sehen, ob und wann ich mich einmal näher damit auseinandersetze… ;)

    Liebe Grüße
    Jenni

    • tanjachampagner
      Oktober 24, 2016

      Ohja, tu das und schick mir dann ein Päckchen zum Testen! :)
      Liebste Grüße