Ja, ich weiß, manche Dinge sollte man nicht aufbauschen, einen Bogen um Situationen machen, die einen nicht betreffen und bestenfalls die Futterluke verschlossen halten, wenn man nicht involviert ist. Aber hey, (Blogger-)Bashing ist an der täglichen Hausordnung und noch dazu wie ein grauenhafter Unfall: Verdammt schrecklich, aber man kann einfach nicht wegsehen.

Blogger A liest bei Blogger B. A findet Artikel oder Authentizität von B nicht so fein und wird persönlich. A schreibt über die Authentizität von B, obwohl man einander nicht persönlich kennt. B liest den Artikel von A und holt per Artikel aus, weil man sich halt auch irgendwo in seinem Stolz verletzt fühlt. Das zieht sich dann meist solange hin bis einer weint und all die themenbezogenen Artikel oder gleich den ganzen Blog offline nimmt. Ob aus Wut, Angst oder einer anderen Laune heraus ist an dieser Stelle dann auch schon ziemlich wurscht, wie man hierzulande so schön sagt.

Dasselbe gilt für Contentklau. A liest einen Beitrag von B und findet ihn insgeheim verdammt gut. Anstatt aber aus eigener Feder einen eigenen Artikel zum selben Thema zu schreiben, werden ohne Hemmungen Textzeilen oder gleich der ganze Artikel kopiert, als eigenes Werk ausgegeben und veröffentlicht. Am Ende wird öffentlich dann darüber gestritten, wer was zuerst geschrieben, warum nicht verlinkt wurde, wer die dickeren Durchhalteeier hat und am Ende wird noch auf’s Unterste denunziert. Das Ergebnis ist dasselbe wie im ersten Beispiel.

Sprich’s in ein Sackerl und stell mir’s vor die Tür, bitte.

Muss man denn als öffentlicher Schreiberling unbedingt immer den literarischen Finger auf andere Menschlein zeigen? Ja, Bashing macht bestimmt guten Traffic, aber um welchen Preis? Wir sind Menschen. Wir haben Fehler. Wir machen Fehler. Wir bauschen Fehler auch auf. Meist natürlich die Fehler der anderen.

Dasselbe gilt auch für Leser, die unbedingt auf unterstem Niveau Frust per Kommentar teilen müssen. Leser, die meinen, sie kennen dich und dein Leben besser als du selbst. Leser, die einfach völlig unzufrieden mit dem eigenen Dasein sind und es halt irgendwem im Internet heimzahlen wollen, weil das da so schön und anonym geht. Und all das könnte man an dieser Stelle gedanklich noch viel weiter ausbauen. Ich kann mich in diesem Fall sehr glücklich schätzen keiner der Top-Blogs in Österreich zu sein, denn hier werden auch mal Kommentarfunktionen blockiert, weil man den ganzen negativen bullsh#t anonymer „muss überall meinen Senf dazu geben“-Tipper einfach nicht mehr lesen möchte und kann. Und das ist schade, denn ein Blog lebt von Rückmeldung und Austausch. Man inspiriert und hilft sich ja auch gerne gegenseitig.

Daher frage ich mich: Warum nimmt man an, es ist heutzutage gerechtfertigt und moralisch vertretbar die Persönlichkeit eines Menschen öffentlich anzugreifen, wenn man diesen abseits des Internets nie kennengelernt hat? Ich meine, A geht doch auch nicht morgens aus dem Haus, sieht zufällig B und fängt lautstark an öffentlich Monologe darüber zu halten, wie aufgesetzt und gekünstelt sich A da gestern verhalten hat, weil man nach Jahren des Plastikverzichts mal einen Wegwerfbecher von Starbucks in der Hand gehalten hat?

Kann man nicht einfach mal die infantile Kresse halten, wieder zu sich selbst finden und hinterfragen, warum dieses kleine Blogger-Leben, das einen so aufregt, einen überhaupt so aufregt? Neid ist wirklich nichts Schönes, aber schleicht sich nunmal leider hin und wieder einfach on- sowie offline ein, wenn man gerade unzufrieden ist. Das ist in Ordnung, solange man deshalb keine negativen Gefühle für jemanden entwickelt, sondern einfach mal gedanklich ein High Five in den Raum wirft und sich freut, dass es für das Gegenüber so gut läuft statt groß darauf herumzureiten, wenn dann mal ein Fehler passiert.

Natürlich kann man seinen Gedanken mal freien Lauf lassen. Wenn man sie verbalisieren möchte, dann gerne auch im Gespräch mit der besten Freundin, der Katze oder dem Tagebuch. Sonst: Weitgehend sachlich, konstruktiv und vor allem: nicht persönlich werden und keine falschen Behauptungen in den Raum werfen. Das tut man einfach nicht, aus, Punkt. Ganz einfach auch deshalb, weil man dabei am Ende immer verlieren wird, denn kleine Miesepeter mag halt leider keiner.

Außer natürlich, Aufmerksamkeit oder Traffic sind gewünscht, weil diese beiden schönen Dinge nicht durch guten Content oder eine ansprechende Persönlichkeit erreicht werden können. Dann empfehle ich sogar die PERSÖNLICHKEIT eines Menschen anzugreifen, zu polarisieren und mal richtig auf den Putz zu hauen. Dann muss man am Ende aber bitte auch dazu stehen, mit den Konsequenzen leben und damit aufhören anonym zu kommentieren oder eigene Artikel und Websiten offline zu nehmen, denn wenn etwas nicht authentisch ist, ist es die Abgrenzung zum eigenen Gedankengut. 

Genug gesudert.

I’m sorry, aber manchmal bin auch ich ein Stückchen unzufrieden oder grantig und lasse mich von dem bisschen Negativität im Internets vereinnahmen. Und damit dieser seltene Gefühlsausbruch kein schlechtes Ende nimmt, streu ich für meinen Seelenfrieden einfach ein bisschen naiven Glitzer über die dunklen Wolken.

Nein, das Internet ist kein Disneyfilm und nein, wir lieben uns nicht alle automatisch innig, aber ein bisschen Candystorm schadet nie. Deshalb hier und jetzt ein paar meiner digitalen Märchenländer. Die Aufzählung unterliegt übrigens nicht dem Gewinnertreppchen-Schema, denn es geht nicht darum, wer besser, minimalistischer oder nachhaltiger lebt. Auch nicht darum, wer am längsten keine Plastikbecher mehr benutzt hat. Es geht heute einfach mal um Wertschätzung für die Arbeit, die hinter all den Blogs steckt. 

mehr als gruenzeug // ich lebe gruen // wasteland rebel // dariadaria // widerstandistzweckmaessig // stellamina // einfachgruenlich // trashisfortossers // zerowastehome // gabi genial // individualisten // kleiner freitag // a hungry mind // zero waste path // zero waste nerd // muell mich nicht zu // ein jahr im glas // yoma // eat sleep green // gesund mit natur // kaerlighted // balance akt // juyogi // free of waste // ich mach es anders // ein bisschen gruener // apfelmaedchen // laurel koeniger // subvoyage

Übrigens gibt es auf den genannten Blogs viele Überschneidungen, gleiche Themen, gleiche Produkttests und viele ähnliche Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit, Gesundheit und Minimalismus. Und doch ist jeder einzigartig, jeder auf seine eigene Art und Weise unterhaltsam sowie inspirierend.

Mein heutiger Wunsch an euch alle: Geht doch einfach mal raus in die weite Welt und sagt Danke. Kommentiert bei euren Lieblingsblogs, ruft mal wieder eure Oma an oder gebt eurem Haustier eine Extra-Streicheleinheit. Erschafft euren eigenen, kleinen Candystorm. Wir vergessen oft, dass Komplimente zwar schwieriger sind als Seitenhiebe, aber dafür gesünder und nachhaltiger.

Und was meinst du?

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1 Kommentar
  • Laurel Koeniger
    Oktober 30, 2016

    Liebe Tanja,

    Auch von mir vielen Dank für diesen Beitrag! Ich verstehe Content-Klau oder all den ungerechtfertigten Hate überhaupt nicht. Wenn man keine Sympathie für jemanden im Internet hegt, reicht doch auch einfach ein Nicht-Beachten. Wenn Kritik angebracht ist, darf man die auch konstruktiv und höflich vorbringen. Aber dieses Fallenlassen jedweder Menschlichkeit und Höflichkeit in manchen Fällen … Einfach unnötig und für mich nicht verständlich. So ein geballter Hass kann nicht gesund sein, für niemanden.
    Machen wir es einfach besser. :)

    Alles Liebe und mach weiter so!
    Laurel

  • Jenni
    Oktober 25, 2016

    Liebe Tanja!

    Meine Güte – du kannst gar nicht vorstellen, wie ich dich gerade feier’!
    Was für ein Artikel, der mir mal sowas von aus der Seele spricht! Ich danke dir von Herzen – natürlich auch für die Verlinkung im Candystorm-Blogliebe-Teil. :)

    Ob du es glaubst oder nicht: Ich habe gerade einen Artikel zum genau gleichen Thema zu Ende gebracht – aber ich gehe von einer ganz anderen Seite heran und bin leider auch nicht so wunderbar locker-flockig mit den Worten wie du. Aber ich habe ebenfalls das Gefühl, dass dazu einfach etwas gesagt werden muss – und das wird es auch.

    Fühl’ dich gedrückt!
    Jenni

    • tanjachampagner
      Oktober 25, 2016

      Ach, keine Sorge – So locker flockig war die Reise bis zum “publish”-Button gar nicht. ;)
      Und ich bin total gespannt auf deine Sicht der Dinge!
      Fühl’ dich zurückgedrückt, liebe Jenni

  • Maria Widerstand
    Oktober 24, 2016

    Hallo Tanja!

    Ich sage jetzt einfach mal groß DANKE für Deinen tollen Text und für Deinen Candystorm.

    Selbst sehe ich das so – die Welt braucht viel mehr Toleranz und Menschen, die liebevoll miteinander umgehen.

    DANKE!!!

    lg
    Maria

    • tanjachampagner
      Oktober 25, 2016

      Das freut mich und lässt mein Gute Laune-Barometer gleich mal wieder in die Höhe schnellen! :)