Bei Sportbekleidung ist es oft ein Konsumspagat zwischen Funktion und Nachhaltigkeit. Moderne Sportmode soll Schweiß absorbieren, schnell trocknen, atmungsaktiv sein und sich dabei federleicht, fast wie eine zweite Haut, anfühlen. Dass die Nachhaltigkeit dabei auf der Strecke bleibt, ist absehbar, denn reine Baumwolle kann diese Funktionen nur kaum bis gar nicht erfüllen. Aus diesem Grund setzt die Branche meist auf Synthetik. 

Synthetikfasern bringen jedoch so einige Nachteile mit sich. Zu allererst: Sie basieren meist auf Erdöl. Dieser fossile Rohstoff steht uns jedoch nicht unbegrenzt zur Verfügung und verursacht bei dessen Förderung noch dazu enorme Umweltschäden. Ebenso sind die Kunstfasern nicht biologisch abbaubar, was die Entsorgung sehr problematisch macht. In zweiter Linie tragen sie, durch das Reinigen in der Waschmaschine, dazu bei, dass Kleinbestandteile über das Abwasser irgendwann als Mikroplastik in den Gewässern dieser Welt landen. Fische essen diese, wir essen Fische, ihr kennt ja die leidvolle Geschichte des Giftkreislaufs. Als wäre all das noch nicht genug, kommt am Ende noch die Ausbeutung der Dritte Welt-Länder hinzu und die damit verbundenen menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen.

Wie finde ich also Unternehmen, die Wert auf nachhaltige(re)s Material legen oder zumindest bestehende Synthetikfasern wiederverwenden, um Neues zu schaffen? Umwelt- sowie sozialverträglich? Hierbei helfen Zertifikate und Siegel, die verifizieren, dass auch wirklich nachhaltig produziert wird. Die wichtigsten dieser Gütezeichen möchte ich euch heute vorstellen. 

BLUE SIGN

Bei der Prüfung wird direkt am Beginn der Produktionskette angesetzt. Anstatt nur das fertige Produkt zu betrachten, werden vorab schon Rohwaren und zu verarbeitende Substanzen kontrolliert. Hierbei auch alle Lieferanten und Verarbeiter, die sich an der Herstellung beteiligen. Mehr dazu gibt’s hier. Ich will die einzelnen Punkte aber trotzdem kurz anreissen, da es zu den bekanntesten und strengsten Siegeln in der Sportbekleidungsindustrie zählt:

  • Ressourcenproduktivität: Förderung der Optimierung der Prozesseffizienz durch die Minimierung von Energie- und Materialeinsatz
  • VerbraucherInnenschutz: Das Versprechen der Bereitstellung hochwertiger Textilprodukte ohne Gesundheitsrisiken sowie die Garantie, dass jeder Schritt des Produktionsprozesses auf seine Nachhaltigkeit hin geprüft wurde
  • Gewässerschutz: Eine intelligente Auswahl von Einsatzstoffen ermöglicht die Minimierung des Schadstoffgehalts im Abwasser und infolgedessen reduziert sich die Grundbelastung des Abwassers.
  • Immissionsschutz: Ziel ist die Reduktion der CO2-Emissionen innerhalb des Einflussbereichs des Unternehmens sowie im Rahmen der nachfolgenden Prozessschritte. Abluft ist durch geeignete Umwelttechnologien zu reinigen und Inhaltsstoffe zu rezyklieren. 
  • Arbeitssicherheit: Verpflichtende Mitarbeiterschulungen in Bezug auf den Umgang mit Gefahrstoffen und ihre Lagerung vor. Zur Arbeitssicherheit zählt auch der Schutz vor störenden Umwelteinflüssen wie Staub und Lärm.

ÖKO-TEX 100

Der STANDARD 100 by OEKO-TEX ist ein weltweit einheitliches, unabhängiges Prüf- und Zertifizierungssystem für textile Roh-, Zwischen- und Endprodukte aller Verarbeitungsstufen sowie verwendeter Zubehörmaterialien. Die Produkte müssen frei sein von Schadstoffen, die gesetzlich verboten und reglementiert sind. Dazu gehören Azo-Farbstoffe, Formaldehyd, Pentachlorphenol, Cadmium und Nickel. Auch gesundheitsschädliche Chemikalien, für die es keine explizite gesetzliche Regelung gibt, beispielsweise Pestizide, dürfen nicht in den Textilien gefunden werden. Zudem wird auf einen hautfreundlichen pH-Wert und auf Farbechtheit getestet. Dabei werden die denkbaren Wege, wie der Schadstoff vom Körper aufgenommen werden könnte, berücksichtigt und entsprechend geprüft: über die Haut, den Mund oder die Atmung.¹

Greenpeace kritisierthier, dass lediglich die Schadstoffrückstände geprüft werden, nicht aber die Herstellungsbedingungen. Öko-Tex prüft daher zwar auf Schadstoffe im Endprodukt, jedoch nicht ob ein Produkt fair oder nachhaltig hergestellt wurde. Hierzu gäbe es noch das Öko-Text made in green, welches noch eine Spur weiter geht als das normale Siegel und zumindest die Lieferkette miteinbezieht. 

GOTS

Der Global Organic Textile Standard (GOTS) ist als weltweit führender Standard für die Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern anerkannt. Er definiert umwelttechnische Anforderungen entlang der gesamten textilen Produktionskette und gleichzeitig die einzuhaltenden Sozialkriterien. Die Qualitätssicherung erfolgt durch eine unabhängige Zertifizierung der gesamten Textillieferkette. Ziel des GOTS Standards ist es, Anforderungen zu definieren, die eine nachhaltige Herstellung von Textilien gewährleisten, angefangen von der Gewinnung textiler Rohfasern über die umweltverträgliche und sozial verantwortliche Herstellung bis zur Kennzeichnung der Endprodukte.

Der Standard deckt Herstellung, Konfektion, Verpackung, Kennzeichnung, Handel und Vertrieb aller Textilien ab, die aus mindestens 70% kontrolliert biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Es können Garne, Stoffe, Bekleidung, Heimtextilien und sonstige Produkte aus textilen Fasern zertifiziert werden. Der Standard legt jedoch keine Kriterien für Leder- und Fellprodukte fest. Mehr zu den Kriterien und der Qualitätssicherung gibt es hier

NATURLAND

Im Zentrum aller Naturland Richtlinien steht ein ganzheitlicher Ansatz, nachhaltiges Wirtschaften, praktizierter Natur- und Klimaschutz, Sicherung und Erhalt von Boden, Luft und Wasser sowie der Schutz des Verbrauchers. Die Richtlinie „Soziale Verantwortung“ beinhaltet unter anderem Vorgaben hinsichtlich der Achtung der Menschenrechte, dem Ausschluss von Zwangs– und Kinderarbeit, der Gewährung von Versammlungsfreiheit, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und der Zahlung von gesetzlichen Mindestlöhnen. Die „Naturland Fair Richtlinien“ beruhen auf den Kerngrundsätzen der Fair-Handels-Organisationen und stellen eine freiwillige Zusatzqualifizierung für Naturland zertifizierte Erzeuger, Verarbeiter und den Handel dar.²

Leider zertifiziert Naturland nach eigenen Angaben bis dato keine Sportmarke, deshalb sucht man nachhaltige Sportbekleidung als solche mit diesem Siegel vergebens. Trotz allem gibt es Labels wie Living Crafts, welche zertifziert sind. Die Funktionswäsche besteht aus Schafwolle und Seide, welche sich durchaus genauso gut für Fitnesseinheiten eignet wie Synthetikgewebe. 

IVN BEST

Der IVN (Internationale Verband der Natur­tex­til­wirt­schaft e. V.) zählt zu den strengsten in der Textilbranche und liegt gar noch über den Ansprüchen von GOTS. Das Label macht nicht nur Vorgaben bezüglich Chemikalienmanagement und Sozialstandards, sondern auch zu den Textilien selbst: Die Fläche eines Textils muss zu 100% aus Natur­fasern bestehen, die aus kontrol­liert biolo­gi­schem Anbau (kbA) oder kontrol­liert biolo­gi­scher Tierhal­tung (kbT) stammen. Synthe­tische Fasern dürfen nur in Ausnah­me­fällen einge­setzt werden, denn diese sind vom ökolo­gi­schen Stand­punkt her für das Label nicht wirklich akzep­tabel, da sie nur unter einem hohen Energie­aufwand und unter Verwen­dung nicht erneu­erbarer Rohstoffe herge­stellt werden können. Mehr dazu findet ihr hier

CRADLE TO CRADLE

Cradle to Cradle ist ein Siegel der gemeinnützigen Organisation und hat das Ziel ein Wirtschaftssystem ohne Abfall zu fördern. Das heißt, dass alle Materialien, die in einem Produkt eingesetzt werden, wiederverwertet oder biologisch abgebaut werden können. Das Siegel zeichnet Produkte aus, die umweltsichere, gesundheitlich unbedenkliche und kreislauffähige Materialien verwenden. Mehr zum Prinzip und Siegel könnt ihr hier erfahren. 

EU ECOLABEL

Das europäische Umweltzeichen, die Euroblume, möchte Verbrauchern einen Hinweis auf umweltfreundlichere Produkte und Dienstleistungen geben. Im Bereich Textilien definiert es Anforderungen an umweltfreundliche Prozesse entlang des gesamten Produktionsweges, angefangen bei der Zusammensetzung der Rohmaterialien bis hin zur Entsorgung nach Gebrauch. Das Siegel kennzeichnet sowohl Natur- als auch Kunstfasertextilien. Mehr über die Kriterien der Euroblume könnt ihr hier nachlesen. 

 

SPORTBEKLEIDUNG OHNE SYNHETIK

Kein Siegel, aber ein wertvoller Hinweis: Wenn ihr auf recycelte Kunstfasern verzichten möchtet, findet ihr mittlerweile auch einige Hersteller, die auf Naturfasern wie Wolle, Hanf, Seide oder Bio-Baumwolle setzen. Merinowolle ist zwar nicht vegan, aber atmungsaktiv, leicht, biologisch abbaubar, gut hautverträglich, stinkt nicht und regelt Temperatur sowie Feuchtigkeit. Außerdem müssen Produkte aus Wolle, und das hat auch schon Oma gesagt, weniger oft gewaschen werden als Synthetik, da sie sich oft schon alleine durch’s Auslüften an der frischen Luft wieder erholen. Gerade bei Wollprodukten solltet ihr aber unbedingt auf artgerechte Haltung achten, damit es erst gar nicht zum Mulesing kommen muss. (Ich erspare euch an dieser Stelle die grauenhafte Prozedur der Hautentfernung. Im Link von PETA könnt ihr Genaueres dazu lesen.) 

Am Schluss noch ein kleiner Auszug von mir bekannten Marken, Labels und Shops, die zertifizierte Produkte (sowohl mit, als auch ohne Synthetik) produzieren und/oder vertreiben:

  • Patagonia / bluesign, teils auch Fairtrade
  • Engel Sports / kbT, GOTS
  • Löffler / Öko-Tex, lokale Produktion (Österreich)
  • Vaude / Outdoor-Sport, FWF, Recyclingfasern, bluesign
  • Nice to meet me / Recyclingfasern, kbA, Tencel (Österreich)
  • Trigema / hauptsächlich Öko-Tex 100, aber auch kbA sowie Cradle to Cradle
  • triple2 / Wolle (Mulesing-frei), Recyclingfasern, bluesign
  • Pyua / Outdoor, Recyclingfasern, FC- sowie PTFEfrei
  • Aweiku / GOTS
  • Grüne Erde / Basics aus kbA, die sich auch für Fitness eignen
  • Vivanda / verkauft Produkte zertifizierter Marken
  • Greenersport / verkauft Produkte zertifizierter Marken (u.a. bluesign), Recyclingfasern, Naturfasern (Wolle, Seide, Tencel, kbA-Baumwolle – Eine Review gibt’s hier.)

Wie steht ihr zu nachhaltiger Sportmode? Welche Labels kennt ihr oder habt gar in eure Fitnessherzen geschlossen? Verwendet ihr für euer Training überhaupt spezielle Sportkleidung aus Synthetik oder nutzt ihr Naturfasern? Kennt ihr noch weitere wichtige Siegel, die auch in der Sportindustrie eine wichtige Rolle spielen? Ich freu mich auf Inspiration!
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¹ Quelle: Utopia
² Quelle: Fairantwortlich handeln

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1 Kommentar
  • Marta
    Januar 2, 2021

    Hey Tanja,

    das ist eine tolle Übersicht. Ich finde die Konzepte von Vidar Sport (hauptsächlich Sportbekleidung aus Tencell) und Re-Athlete (hauptsächlich aus ECONYL) sehr spannend, wenn auch sehr unterschiedlich.

    Mach weiter so und liebe Grüße
    Marta

  • Jenni
    August 19, 2017

    Liebe Tanja,

    urlaubsbedingt komme ich erst jetzt dazu, mich durch meine Lieblingsblogs zu lesen – aber dieser Artikel hier hat mich besonders interessiert und ich habe in der Tat einige Marken gefunden, die ich vorher noch nicht kannte. Ich suche schon lange nach einer Alternative zu Adidas und Co. und werde mich gleich einmal durcklicken – danke dir für die tollen Infos! :)

    Liebe Grüße
    Jenni

    • Tanja
      August 21, 2017

      Hey Jenni!
      Freut mich sehr. Hoffe, du hattest eine wundervolle Zeit mit Serdar! :)
      Liebe Grüße nach D!

  • Uli
    Juli 31, 2017

    Pyua gehört auch dazu ;-) nhab jetzt aber auch die schnelle die Siegel nicht gefunden, hat aber neben Patagonia den Öko-Preis auf der ISPO gewonnen. Glg Uli

    • Tanja
      August 1, 2017

      Hey Uli! Danke für den Tipp – Werd ich mir gleich ansehen! :)
      Liebe Grüße, Tanja

  • StudHilfe
    Juli 30, 2017

    Liebe Tanja, vielen Dank für diese Information! Ich wpnsche die viel Spaß beim Kochen, Boggen und Sport treiben! LG! Tina