Kürzlich habe ich euch auf Instagram ein wenig an meinen Zero Waste-Alternativen im Badezimmer teilhaben lassen. Dabei hat die Rasierroutine inkl. Rasierhobel und Rasierseife sehr viel Anklang gefunden und weil sich viele von euch einen Bericht zur umweltschonenden Haarentfernung gewünscht haben, könnt ihr heute ein wenig in meine Erfahrung hineinlesen.
Aber zuerst zu den Basics: Ein Rasierhobel ist kurzum der Großvater der heutigen Einweg-Nassrasierer und erkämpft sich mittlerweile wieder einen festen Platz in den Herzen der Öko-Fans, die auf Vollbärte und behaarte Beine verzichten wollen. Vor der Erfindung des Rasierhobels wurde noch mit Rasiermessern hantiert. Da der Aufwand jedoch recht groß war und nur wenige Geübte, sog. Barbiere, mit dem Messer schneiden konnten, ohne dabei Schnittverletzungen zuzufügen, erfand man 1874 den Rasierhobel, um kostengünstiger, effektiver und trotzdem sicher durch die Rasur zu kommen.
Ich persönlich habe mich für das bewährte Original entschieden, welches ich bei Walter Weiss in Wien gekauft habe: Die in den Hobelkopf eingespannte Klinge ragt dabei ca. 1 mm auf jeder Seite in den sogenannten Klingenspalt, der sich zwischen Ober- und Unterkante des Hobelkopfs erstreckt. Der Hobel besteht aus drei Teilen (Griff, Kopfoberteil und Kopfunterteil) und man spannt die Klinge in den Hobelkopf, indem man diesen mit Hilfe des Griffes verschraubt. Es gibt jedoch auch einen sog. Butterfly-Hobel, bei welchem die Klinge durch das Aufschnappen des Öffnungsmechanismus erreicht wird. Die Klinge ragt bei beiden Modellen etwa nur 1mm aus dem Hobel, um Schnittverletzungen zu vermeiden.
Zum Hobel selbst habe ich mir auch gleich einen Vorrat an Rasierklingen, gesamt 10 Stück, gekauft. Diese gibt’s, zumindest im Wiener Laden, in Papier verpackt mit einem kleinen Umkarton aus Hartplastik. Ich benötige pro Jahr etwa gerade mal 2-3 Rasierklingen, da meine Klingen doppelseitig verwendbar sind. Ist also eine Seite stumpf, kann ich die Klinge einfach verkehrt rum einsetzen und ganz normal weiter rasieren. Die verbrauchten, stumpfen Klingenblätter werden im Anschluss immer im Metallcontainer des ASZ entsorgt. Somit fallen zwar auch Abfallprodukte an, im Vergleich zu Einwegrasierern fallen sie jedoch kaum ins Gewicht.
PRO & CONTRA Rasierhobel
+ lange Lebensdauer | – relativ hoher Anschaffungspreise |
+ kostengünstig, wenn Langzeitverwendung | – Klingen nicht überall erhältlich |
+ gründliche, sanfte Rasur | – höhere Verletzungsgefahr |
+ umweltfreundlich, da kaum Müll | – Übung nötig |
+ recyclingfähig, da Klingen aus rostfreiem Edelstahl | – recht schwer → kann beim Fallen zu fiesen Schäden in Dusche, Badewanne oder Waschbecken führen |
+ einfache Reinigung | |
+ Verstopfung mit Härchen kaum möglich | |
+ frei von Emulgatoren oder Tenside auf PEG/PEG-Derivat-Basis (wie z.B. in Gelkissen von Systemrasierern) |
Blutbad vermeiden: Rasieren mit dem Rasierhobel
Da ich seit geraumer Zeit auf Rasierschaum oder Gel verzichte, findet ihr bei mir nur die gute, alte Rasierseife. Mir wurde vor Jahren angeraten sie zusammen mit einem Rasierpinsel zu kaufen, um die Seife gut aufschäumen zu können. Das könnt ihr natürlich machen, jedoch ist das für mich eher ein optionales Guzi, welches ich nicht unbedingt brauche.
Meine erste Rasur mit dem Hobel war, aufgrund der ganzen Schauergeschichten in den Weiten des Internets, eine sehr vorsichtige Angelegenheit. Da der Hobel eine sehr scharfe Klinge besitzt und die Verletzungsgefahr im Vergleich zu gängigen Systemrasierern mit Gelkissen und anderem Pipapo höher ist, ist prinzipiell immer sehr viel Achtsamkeit gefragt. Ebenso passt sich der starre Klingenkopf, aufgrund der fehlenden Schwingköpfe bzw. der fehlenden Anpassung, nicht wirklich an die kleinen Rundungen des Körpers (Scheinbeine, Knie, Achselhöhlen, etc.) an. Wer hier präzise sowie in kleinen cm-Schritten und dem richtigen Winkel ansetzt anstatt auf Biegen und Brechen von unten nach oben in einem Zug durchzuziehen, braucht sich nicht um Verletzungen sorgen. Ebenso wichtig ist auch noch, dass es bei Rasierhobeln keinen Druck auf die Haut braucht!
Merke: Nicht zu steil aufsetzen, nicht fest andrücken, nicht in einem Zug z.B. vom Beinansatz zum Knie durchziehen und immer schön Seife benutzen. Übung macht den Meister.
Seit ich meinen Rasierhobel habe, gibt’s kaum noch eingewachsene Haare, juckende Stoppeln oder Hautirritationen. Ich liebe ihn sehr und ich möchte ihn keineswegs mehr missen. Billige Ware reißt euch nämlich eher die Haare aus, als dass sie sauber geschnitten werden. Die Klingen wechsle ich übrigens, sobald ich merke, dass es bei der Rasur ziept. Bei Bärten und täglicher Rasur ist das natürlich wieder eine andere Sache, da die Abnutzung vermutlich schneller eintritt als bei dünner Beinbehaarung. Fühlt euch einfach ein bisschen hinein. Ihr werdet es selbst schnell merken, wenn gewechselt werden sollte.
Reinigung des Rasierhobels
Ich schraube den Hobel nach der Rasur auf und spüle den Hobelkopf und die Klinge heiß aus. Danach schraube ich die Teile wieder zusammen und trockne den ganzen Hobel außen gut ab. Bis zur nächsten Rasur darf er dann rostfrei in einem Glas auf dem Badezimmerregal stehen.
Intimrasur mit dem Rasierhobel: Ja oder Nein?
Beine, Bärte und Achselhöhlen sind bei der Rasur ja eigentlich nie das Problem. Wo es dann doch ein bisschen happiger wird, ist die hochsensible Körpermitte. Für alle, die schon mindestens einmal das Thema “Rasierhobel und Intimrasur” gegoogelt haben: Ich fühle mit euch, denn dieses Thema wird kaum öffentlich diskutiert während auch Erfahrungsberichte dazu nur rar gesät sind. Das ist natürlich mehr oder minder suboptimal für die Psyche, weil man sich eh schon fast einschei*t, wenn man nur an die Verwendung der scharfen Klinge rund um unsere Reproduktionsmaschinen denkt, aber gleichzeitig nach einer motivierenden Hilfestellung sucht, die einem ausnahmsweise nicht die Haare zu Berge stehen lässt.
Da der Intimbereich ein besonders empfindliches Hautareal ist, raten viele Hersteller von der Verwendung ab. Aus eigener Erfahrung kann ich dem teilweise durchaus zustimmen. Für einen Brazilian (äußere Schamlippen und Schamdreieck)- oder Bikini-Cut (äußere Ränder des Schamdreiecks) durchaus machbar, wenn vorsichtig und präzise gearbeitet wird. Der sog. Hollywood-Cut (also die restlose Entfernung aller Haare im Intimbereich) ist da schon eine große Herausforderung, nichts für die schnelle Rasur unter der Dusche und sollte, wenn überhaupt, nur mit Spiegel, ruhiger Hand sowie erst nach jeder Menge Übung erfolgen. Vielleicht finden sich unter euch Frauen aber auch diejenigen, die schon sehr geübt in der Handhabung sind. Da wäre es natürlich super, wenn ihr weiter unten ein Kommentar mit Tipps und Tricks bereit habt. sharing is caring!
Fazit
Für alle, die ihre innere (umweltfreundliche) Göttin erwecken wollen, ist der Rasierhobel eine willkommene Alternative zu Systemrasierern. Es braucht weder bunte Plastikkissen, noch Mach 1000000-Klingen und auch keine hippen Schaumabenteuer für die sanfteste Rasur eures Lebens. Lasst euch nicht von den Gruselgeschichten verunsichern und testet euch vorsichtig ran. Vielleicht kennt ihr ja jemanden, der schon einen Rasierhobel zuhause hat? Da man die Klingen problemlos wechseln kann und den Rasierhobel auch gut reinigen, kann man ihn auch prima untereinander teilen. (Definitiv ein Pluspunkt!) Liebe Männer: Ich, als Frau, kann hier natürlich nicht für Bartrasuren sprechen, jedoch habe ich bis dato keinen Mann kennengelernt, der nicht in die altmodische Bartrasur mit dem Hobel verliebt war.
Habt ihr selbst schon Erfahrungen mit dem Hobel gemacht? Könnt ihr dieser Art der Rasur etwas abgewinnen oder bleibt ihr doch lieber bei den Systemrasierern? Ich liebe es von meinen LeserInnen zu lesen! Inspiriert mich mit einem Kommentar oder erntet gutes Karma und teilt diesen Beitrag in den unendlichen Weiten des Internets. Ich freu mich und sag dankeschön! ♥ Eure Tanja
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