Schöne Dinge soll man ja bekanntlich teilen. Deshalb gibt es auf blattgrün nun eine neue Rubrik, die sich ganz den nachhaltigen BloggerInnen aus Österreich widmet. Mein heutiger Gast ist Laurel – Blogger, Literaturstudent und Fairfashion-Fuchs aus Wien.
Laurels Blog habe ich erst vor kurzem erblickt und mich gleich irre gefreut, da er der einzige -mir bekannte- männliche Fashion-Blogger aus Österreich ist, der sich mit Slow Fashion und Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Mode ist für Männer ja eher ein untypisches Thema, daher war ich neugierig und wollte den Mann hinter laurelkoeniger.eu gleich ein bisschen näher kennenlernen. Warum er sich für das Studium der Literatur entschieden hat, wo seine Schwächen liegen und was er seinem zehnjährigen Ich über Umweltschutz erzählen würde, kannst du deshalb heute im Blog nachlesen. Meet Laurel:
Hy Laurel, wie läuft das Literaturstudium? Warum eigentlich Literatur?
Hey Tanja! Danke, läuft ganz gut! Ich komme nicht zu so viel, weil ich momentan viel reise und für meinen Blog arbeite. Außerdem bin ich das nächste halbe Jahr in Stockholm, da bleibt dann wieder ein bisschen liegen. Aber das klappt schon alles ganz gut.
Ich studiere Literatur, weil sie mich schon immer fasziniert hat. Ich habe schon mit 10 Jahren Geschichten geschrieben und werde niemals damit aufhören. Ich glaube, dass Literatur einer der Schlüssel zu einer aufgeschlossenen, gebildeten Welt ist. Demnach will ich sie genauer erfahren, sie weitertragen und noch mehr lernen, als bei der einfachen Lektüre eines Buches möglich ist. Hintergründe entschlüsseln und verstehen. Zudem werde ich gezwungen, viele spannende Werke zu lesen, auf die ich sonst nie gestoßen wäre.
Du bist noch relativ neu im Blogger-Business. Was hat dich dazu inspiriert, dich vor den Laptop zu setzen und deine Gedanken mit der Welt zu teilen?
Ich bin theoretisch gar nicht so neu. Tatsächlich gab es schon mal einen Blog von mir, den ich vor über zwei Jahren gestartet habe. Der war auch ganz nett, damals habe ich allerdings nur kurze literarische Experimente oder kleine Geschichten geteilt – völlig unregelmäßig, mit relativ wenig LeserInnen und mit keinem großen Ziel vor Augen. Irgendwann startete dann dieser Umdenk-Prozess bei mir. Plastik habe ich schon ewig gehasst und vermieden. Auf faire Mode kam ich aber erst Anfang 2016. Ich suchte und suchte und stieß letztendlich auf viele tolle Blogs. Aber (bitte nicht falsch verstehen) ich fand keinen einzigen männlichen Blogger zum Thema. Und bald war mir klar, was mich wirklich erfüllen würde: Wieso konnte nicht ich selbst der erste männliche Blogger zu dem Thema in Österreich sein? Ich wollte anderen Menschen zeigen, was mir so viel Spaß macht. Tolle neue und faire Labels finden, Gleichgesinnte treffen, ein klein wenig die Welt verändern. Man könnte also sagen, inspiriert hat mich der Spaß an der Sache und das Gefühl, etwas erreichen zu können.
Warum gibt es so wenig Männer, die über Nachhaltigkeit bloggen oder kenne ich sie vielleicht einfach nur nicht?
Das ist tatsächlich ein schwieriges Thema. Männer sind ja selbst im „normalen“ Fashionblogger-Bereich unterrepräsentiert, nachhaltige männliche Blogger habe ich noch keinen einzigen entdeckt. Das stimmt mich manchmal ein wenig verdrießlich, aber was soll man machen? Mit gutem Beispiel vorangehen! Denke ich mir zumindest. Aber falls du mal von einem hörst, gib bitte gerne Bescheid!
Du bist ja ein Fair Fashion-Fuchs! Welche Lieblingsmarken hast du?
Haha, was für eine nette Bezeichnung. Ich liebe Füchse und Alliterationen! An fairen Marken habe ich momentan am liebsten das Knowledge Cotton Apparel und TWOTHIRDS. Letztere kreieren wunderbar maritime Looks, wofür ich immer zu haben bin, und setzen sich für den Schutz der Ozeane ein. “Knowledge Cotton” haben unglaublich modern und fit geschnittene Kleidung, die sportlich elegant wirkt – was exakt meinem Motto entspricht. Die haben nur Kleidung für Herren, was auch eine ganz nette Abwechslung ist. Sonst gibt es in dem Bereich ja mehr für Frauen.
Wie stehst du zum Thema „neu vs. gebraucht“ – Hast du auch Kleidungsstücke im Schrank hängen, die schon mal jemand vor dir hatte?
Nun, ich promote Slow Fashion, wo es nur geht. Dazu gehört für mich allerdings auch der Kauf eines neuen Produkts, das man dann zehn Jahre lang tragen kann. Also teurere, faire und hochqualitative Kleidung. Second Hand war noch nie richtig meins, denn es gibt dafür leider weniger Anlaufmöglichkeiten für Herren als für Damen. Ich finde das Prinzip aber unschlagbar und würde es gerne weiter verfolgen. Damit ringe ich gerade ein wenig, das Thema wird aber in einem meiner kommenden Projekte sein. Ich habe sicher etwas von meinen Brüdern im Schrank und auch mein Vater gibt mir hin und wieder etwas „Altes“ weiter. Also in der Familie tauschen wir viel. Richtig Second Hand habe ich nur eine Krawatte.
Angenommen, du könntest in der Zeit zurückgehen, dein zehnjähriges Ich treffen und mit ihm über Umweltschutz sprechen: Was würdest du ihm für die Zukunft raten?
Schwierig, schwierig, mein zehnjähriges Ich war völlig unbedarft und ahnungslos. Aber ich wüsste da schon etwas: Ich würde mir von den schlimmen Zuständen in Nähfabriken erzählen, dass Leute sterben müssen für so etwas Dummes wie ein T-Shirt. Ich würde mir erzählen, dass es so etwas wie faire Mode gibt. Das klingt hart, aber ich hätte mich verstanden – und vor allem lange darüber nachgedacht. Außerdem hätte ich mich darauf aufmerksam gemacht, wie schlimm Plastik wirklich ist, damit ich schon viel früher darauf verzichten könnte. Müll oder so habe ich sowieso noch nie einfach in die Umwelt geworfen.
Hast du nachhaltige Lieblingsplätze in Wien, die du mir für meinen nächsten Besuch weiterempfehlen kannst?
Hm, für mich sind in Wien viele Plätze nachhaltig. Dort, wo man keinen Müll hinterlässt, wo man sich wohl fühlt und in Ruhe lesen oder arbeiten kann. Ich sitze gerne im Burggarten oder Volksgarten in der Wiese oder auf einer Bank und schreibe oder höre Musik. Wenn du eine Einrichtung meinst, wie beispielsweise ein Lebensmittel- oder Modegeschäft, dann fällt mir nur der „Zerum“-Store ein. Ein sehr cooler Laden für faire Mode.
Vivienne-Westwood hat einmal gesagt: „Was die Jugend braucht, ist Disziplin und ein voller Bücherschrank“. Wie siehst du das und welches literarische Accessoire hast du derzeit auf dem Nachttisch liegen?
Ich stimme ihr aus halbem Herzen zu. Disziplin? Hat die Jugend (die ich kenne) meiner Meinung nach schon genug. Manchen würde etwas weniger Disziplin nicht schaden. Zum Bücherschrank: Ein voller Bücherschrank sieht gut aus. Wenn der/die Besitzer/in seinen Inhalt auch gelesen hat, trifft man meist auf einen ausgeglichenen, gebildeten und toleranten Menschen, der vielleicht sogar noch ein wenig träumen und fantasieren kann. Das sind Eigenschaften, die der Jugend fehlen. Nicht die Disziplin.
Ich lese momentan zum dritten Mal „Das Labyrinth der Träumenden Bücher“ von Walter Moers, meinem deutschen Lieblingsautor. Es ist jedoch ein wenig langatmig. Viel besser ist der erste Teil: „Die Stadt der Träumenden Bücher“. Das kann ich nur wärmstens empfehlen. Eines der besten und schönsten Bücher, die ich kenne. Eine fantastische Liebeserklärung an die Literatur.
Ein Mann, der Smoothies mixt, Waschmittel aus Kastanien zaubert und sich für Umweltschutz interessiert – Bist du noch zu haben?
Ich bin für vieles zu haben! Wandern, Radfahren, Tee trinken? Eislaufen, Jam-Session oder ins Theater? Wir können auch gerne mal ausreiten. Nur für den Rest meines Lebens bin ich schon verplant.
Hand aufs Herz: Was ist deine größte Schwäche, wenn es um’s Thema Konsum vs. Nachhaltigkeit geht? Gehst du auch mal zu H&M?
Nein, den großen Modeketten habe ich eigentlich komplett abgeschworen. Vor allem H&M! Nur ganz selten kommt es mal zu irgendeinem Kauf, wenn mir etwas unglaublich gut gefällt und ich es in fair produziert einfach nicht bekomme. Aber meine größte Schwäche sind wohl Süßigkeiten. Damit produziere ich einfach zu viel Plastikmüll. Jetzt habe ich bei Maddie von dariadaria vor kurzem unverpackte Süßigkeiten bei einem Store in Wien gesehen. Das wäre die Rettung!
Welche österreichischen BloggerInnen mit Bezug zu Nachhaltigkeit verfolgst du gerne?
Ich verfolge nach wie vor fast am liebsten dariadaria, die einfach immer tolle Themen aufgreift und super Tipps gibt. Ich verfolge auch sehr gerne deinen Blog hier. Erst seit kurzem, aber deine Qualität ist erstaunlich und deine Beiträge und Gedanken wirklich lesenswert. Danke dafür. Dann ist da noch Jules Vogel, die vor allem die Themen Fitness und Gesundheit aufgreift. Oh, und Amina von Stellamina, einem designtechnisch genial gestaltetem Blog mit tollen Themen zur Nachhaltigkeit. Und Vivien von Vanillaholica hat ebenfalls einen ziemlich schönen Blog mit tollen Themen.
Welchen deiner Blogartikel sollte man unbedingt lesen und warum?
Einer der mir wichtigsten Artikel ist „Plastik im Meer | Auf dich kommt es an“. Der stammt noch aus meinen Anfängen, deswegen habe ich dafür leider total wenig Feedback erhalten. Aber der ist meiner Meinung nach sehr gut erarbeitet und so wichtig! Er gibt Tipps, wie man seinen Plastikkonsum reduzieren und die Meere entlasten kann. Außerdem enthält er spannende Fakten zu dem Thema. Falls also jemand vorbeischauen will – ein guter Einstieg.
Danke für das Interview, lieber Laurel! Nächstes Mal bei “Von Blogger zu Blogger”: Amina von stellamina.com
Foto-Credit // Titelbild: Matthäus Stepan, Das Labyrinth der Träumenden Bücher: Laurel Koeniger
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