Lange Pausen zwischen den Zügen. Gefühlt Millionen Möglichkeiten. Gedankenprojektion auf das Brett. Solide Figuren scheinen bedroht, sichere Strukturen scheinen anfällig, unerwartete Gefahr. Vollständige Konzentration, ein tiefes Versinken in Gedanken. Präzises Berechnen. Ein wenig Bauchgefühl. Entscheidungen und Fehler miteinbeziehen. Ein Zug. Sich selbst übertreffen oder lernen. Lernen mit Fehlern umzugehen, sie zu akzeptieren oder sie beim nächsten Mal nicht mehr zu machen.
Diese langen Pausen zwischen all den Zügen.
Die Pausen, die auf viele so abschreckend und langweilig wirken. Diese Entschleunigung, die gleichzeitig auch voll intensiver Anspannung ist. Diese langen Pausen sind das eigentliche Spiel. Man lernt gerade aus den kleinen Dingen einfach so viel für und über das Leben. Über sich selbst. Über seinen Gegner oder, positiver formuliert, sein Gegenüber.
Derzeit geistert mir vor allem das Thema Perfektion regelmäßig durch die Synapsen. Social Media-Content ist ja, mehr oder minder, eine der wichtigsten Aufgaben der Berufssparte Blogger. Wir verbringen in den unendlichen Weiten der sozialen Netzwerke so viel Zeit. Wir wollen gute mitreissende Texte schreiben, Gefühle in Bildern manifestieren, authentisch vorleben und uns dabei doch immer wieder steigern. Gefühlvoller schreiben, ästhetischer fotografieren, mehr Reichweite generieren, keine Fehler machen.
Dieser Hang zum Perfektionismus kann motivieren, sich aber auch, beinahe unbemerkt, auf massiv destruktive Weise, den Weg durch die Hintertür in die Denkzentrale bahnen. Dieser Hang zur Perfektion generiert eine Denkweise, die behauptet, dass Scheitern und Fehler nicht mehr zum Leben gehören dürfen. Dass wir von Beginn an, in allem was wir tun, perfekt sein müssen. Zugunsten der Umwelt oder aber zugunsten der Lebewesen auf diesem Planeten.
Aus diesem Grund mag ich das Schachspiel ungemein. Niemand kann behaupten fehlerlos zu spielen. Selbst die besten Schachspieler machen irgendwann Fehler. Das Leben basiert auf Milliarden von Entscheidungen wie auch jeder Zug einer Schachpartie auf einer freien Entscheidung basiert. Man trifft Entscheidungen, die mit jedem Zug schwieriger werden. Manchmal funktioniert es auf Anhieb, manchmal nicht, manchmal vielleicht auch nie.
Kurzum: Schachspielen hindert mich in gesundem Maß daran mich in alten Verhaltensmustern zu verlaufen, deren Ziele einfach nicht erreichbar sind, weil es kollektive Perfektion nicht gibt. Und auch am romantischen Konstrukt der individuellen Perfektion happert’s stark, da nachhaltiges Handeln einen ebenso nachhaltigen Reflexionsprozess in sich trägt. Heißt: Man lernt nie aus und findet immer wieder neue Ziele und Verbesserungsmöglichkeiten.
Da ich ein kleiner Nerd bin und außerdem sehr gern mit meinem Essen spiele, hab ich mir für zukünftige Schachpartien passende Keksausstecher aus PLA (selbstgekauft, trotzdem Werbung) gegönnt. Seit gefühlten Äonen durfte kein neues Kekswerkzeug mehr bei mir einziehen, da ich aus Gründen des Minimalismus einfach keine Lust hatte Kleinzeug in kleinen Schachteln zu verstauen, die ich dann wieder in größeren Schachteln verstauen muss, um sie dann in einem Regal, das ich nicht bräuchte, übereinanderzustapeln.
Dieses Jahr aber konnte ich einfach nicht anders. Ihr kennt das Dilemma ja schon von der Katze. Immerhin ist das Spiel am Ende ja wenigsten irgendwie Zero Waste. Warum die Figuren zurück in die Kiste legen, wenn man sie nach einem gelungenen Zug vernaschen kann?
Aber genug von der Überflussgesellschaft, der Perfektion sowie meiner Präferenz für Schach als Mittel zur Psychohygiene und ab zum eigentlichen Inhalt des Artikels: Haselnusskekse.
Zutaten für die Haselnusskekse
200 g Dinkelmehl
1 TL Backpulver
150 g Zucker (hier: Kokosblütenzucker)
0,5 TL Vanille
1 Ei oder Eiersatz derselben Menge
75 g Butter oder vegane Alternative
30 g Haselnussmus
etwa 1 EL Milch oder Nussdrink
1 EL Rohkakaopulver
1 TL Milch oder Nussdrink
Zubereitung der Haselnusskekse
- Mehl und Backpulver in einer Schüssel vermengen. Zucker und Vanille hinzugeben und ebenfalls vermengen.
- Kalte Butter in Flocken reiben oder Stücke schneiden und mit dem Haselnussmus, dem Ei und der Milch/Nussdrink per Hand oder Knethaken mit den trockenen Zutaten verkneten.
- Teig in zwei Hälften teilen. Rohkakao mit Milch/Nussdrink verrühren, zu einer Hälfte des Teigs geben und einkneten.
- Backofen auf 180°C Ober-/Unterhitze (oder 160°C Heißluft) aufheizen lassen.
- Währenddessen beide Teigklumpen getrennt auf einer Arbeitsfläche ausrollen und Formen ausstechen.
- Auf ein Backblech geben und auf mittlerer Schiene für etwa 12 Minuten backen.
Und ihr so? Schon im Keksfieber? Welche Plätzchen findet man auf eurem Keksteller? Ich liebe es von meinen LeserInnen zu lesen! Inspiriert mich mit einem Kommentar, kocht nach und postet eure Kreation mit dem Hashtag #blattgrünblog auf Instagram ODER erntet gutes Karma und teilt diesen Beitrag in den unendlichen Weiten des Internets. Ich freu mich und sag Dankeschön! ♥ Eure Tanja
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