Werbung* / Erst seit kurzem gibt es bei einigen Supermarktketten wieder mehr Glas in der Kühlabteilung zu erblicken. Nicht nur die heimischen Molkereien selbst, sondern auch die Bio-Labels bestimmter Supermarktketten setzen auf Milchprodukte mit minimalistischem Design und Glasverpackung. Kein Wunder, denn der Handel versucht dem immer lauter werdenden Wunsch nach nachhaltigeren Alternativen zu Plastik nachzukommen, denkt dabei jedoch leider nicht nachhaltig genug.
*Dieser Beitrag wurde nicht bezahlt, zeigt jedoch Marken und fällt damit unter Werbung.
Woher kommt der plötzliche Hype um die Milchprodukte, die es nun in Gläsern zu kaufen gibt?
Versteht mich nicht falsch: Plastik konsequent zu meiden und dieses einzusparen ist immer eine gute Idee. Ich kenne das Gefühl im 0815-Supermarkt zu stehen und zu verzweifeln. Man durchforstet als reflektiertes Wesen gerne, gefühlt stundenlang, Regale bis in die hinterste Ecke und fragt sich anschließend verzweifelt, warum hier bitte unbedingt alles in Plastik gehüllt sein muss und wieso zur Hölle man nicht einfach mal in Papier oder Glas verpacken kann.
So einfach ist es aber leider nicht, denn Plastik ist leider, gerade wenn es um Massenproduktion geht, oft immer noch ökologischer als das gute alte Glas.
Kurzer Exkurs. Welche Ökobilanz kann sich eher sehen lassen: Tetrapack oder Glas?
Wir vergessen oft einmal: Glas war einmal Sand und Sand ist ein endlicher Rohstoff unseres Planeten. Die Herstellung von Verpackungen aus Glas sind ebenso sehr energieaufwendig, da Sand sehr hohe Temperaturen braucht um zu Glas zu werden. Daneben gilt es außerdem noch Bereiche wie die Reinigung (viel Wasser, eine endliche Ressource), den Transport (Gläser sind schwerer als Plastik) und die Lagerung (Lichtdurchlässigkeit beeinflusst Nährstoffe in den Lebensmitteln) zu hinterfragen.
Plastik hingegen ist leicht und hat beim Transport einen kleineren CO2-Abdruck. Vor allem, wenn Produkte nicht regional hergestellt werden und einen recht weiten Weg vom Ort der Herstellung bis zu uns in die eigenen vier Wände haben. Leider aber ist Plastik größtenteils nicht recyclingfähig und wird verbrannt sowie als Giftmüll unter der Erde gehortet.
Es gibt also keine Pauschalantwort für oder gegen Glas sowie Plastik. Beides ist mit vielen Problemen verbunden und viele davon sind bis heute ungelöst. Fakt ist aber: Mehrweg ist immer besser als Einweg.
Was unterscheidet Mehrweg von Einweg und wozu eigentlich Pfand?
Ressourcen zu sparen indem man Dinge wiederverwendet, ist definitiv keine große Neuigkeit, kann aber nicht oft genug gesagt werden, denn: Wer Altes öfter verwendet, sorgt dafür, dass weniger Neues hergestellt werden muss und schont damit die Umwelt. Egal, ob Plastikbeutel, alte Tupperdosen oder Gurkengläser. Nutzt sie, bis sie zerfallen!
Aber zurück zum Unterschied zwischen Ein- und Mehrweg. Mehrwegflaschen sind, in jedem Fall, die deutlich bessere Wahl, da sie (bis zu) ganze(n) 50 Mal wiederbefüllt werden können. Einweg landet jedoch direkt im Müll, da es hierfür leider kein Rückgabesystem gibt. Alle Flaschen sind mit “Mehrweg” oder “Pfandflasche” und “Einweg” bzw. mit dem grünen Punkt gekennzeichnet. So könnt ihr leicht feststellen welches Glas ihr gerade in euren Händen haltet. Jedoch: Pfand bedeutet nicht gleich Mehrweg und ist daher nicht automatisch umweltfreundlich, denn auch Einweg kann mit Pfand versehen sein.
Warum gibt’s aber eigentlich diese beiden Varianten und welche Vorteile hat die Wirtschaft dabei?
Kurz gesagt: Beim Mehrweg-System wird beim Kauf ein Pfandbetrag bezahlt, der natürlich bei der Rückgabe wieder refundiert wird. Die zurückgebrachte Flasche kommt dann von der Filiale zurück in den Abfüllbetrieb, wird dort erneut befüllt und gelangt wiederum zurück in den Handel. Die Hersteller und die Abfüllbetriebe sind auf das zurückgebrachte Leergut angewiesen, denn wo nichts fehlt, kann nichts ins Stocken geraten. Eine Mehrweg-Glasflasche wird also vom Glaswerk zum Abfüller transportiert und von dort dann viele Male im Kreislauf zwischen Abfüller, Handel, KonsumentInnen und retour chauffiert.
Bei der Einwegflasche hingegen gibt es diesen durchdachten Kreislauf nicht. Eine Einweg-Glasflasche wird also jedes Mal neu vom Werk antransportiert und danach vom Abfüller zum Handel, dann zu euch, dann zur Sammelstelle, zur Umladestation und als Scherbenhaufen zum Glaswerk geschickt, wo sie eingeschmolzen wird. Oder sie wird, wenn Pfand, zurück an den Verkäufer gegeben. Einweg wird zwar recycelt, was durchaus positiv ist, verbraucht dabei aber Unmengen an Energie. Ebenso wird noch knapp ein Drittel neues Glas benötigt, um sie zu neuen Flaschen zu machen. Einweg bleibt daher, sogar nach Tetrapacks und PET-Flaschen, das ökologische Schlusslicht, wenn es um die CO2-Bilanz geht.
Aus den Augen, aus dem Sinn
Die Kosten für das Recycling tragen am Ende immer die Steuerzahler ergo die Verbraucher ergo ihr selbst. Die Händler können sich somit aus der Misere hinausmogeln, denn 1. müssen sie sich nicht am dualen System beteiligen und brauchen 2. keine Lager oder Maschinen für die Rücknahme sowie Reinigung und haben somit auch keine extra Kosten für Personal oder Lagerfläche.
“Wir haben uns für Einweg entschieden, da der Transport- und Reinigungsaufwand eines Pfandsystems schon jetzt so hoch wie die Kosten der Produktion neuer Flaschen ist.”, schreibt die Firma Schärdinger auf Facebook. “Nicht zuletzt ist die Gefahr der Qualitätsbeeinträchtigung durch Verunreinigung und Splitterbildung bei Mehrweg-Glas um ein vielfaches höher als bei neuem Glas, somit spricht auch die Produktsicherheit für Einweg.”
Die Umweltberatung sagt zu diesem Thema übrigens folgendes: “Mehrwegflaschen werden vor einer Wiederbefüllung gereinigt und auf Schäden geprüft. Dass das gut funktioniert, zeigen bewährte Mehrwegsysteme bei Bier, Mineralwasser, etc. aber auch bei Milchprodukten seit Jahrzehnten. Es ist schwer vorstellbar, dass Handel und Produzenten ernsthafte Zweifel an der Sicherheit dieser Produkte hätten, die sie seit Jahrzehnten problemlos verkaufen. Im Übrigen müssen auch Einwegglasflaschen natürlich auf Schäden überprüft werden. Dass in absoluten Ausnahmefällen trotzdem Schäden vorkommen können, gilt sowohl für Mehrweg- als auch Einweg-Glasverpackungen.”
Fazit
Die derzeit gehypten Glasflaschen für Milchprodukte sind aus einem ökologischen Standpunkt heraus nicht wirklich empfehlenswert. Wer auf Umweltfreundlichkeit setzen möchte, sollte lieber zu Mehrwegverpackungen greifen, die weniger als 200km Transportweg hinter sich haben. Wer wenig Milch sowie Milchprodukte konsumiert und dabei unbedingt auf Plastik verzichten möchte, sollte die Verpackungen zumindest länger verwenden. Also ganz lang. Wirklich lang.
Ich hab mich übrigens designbedingt verleiten lassen Joghurt und Milch der Marke zu kaufen, ohne dabei zu schauen, ob Pfand oder nicht und bin somit in eine Falle getippt, die ich künftig, frei nach dem Motto “wer lesen kann, ist klar im Vorteil” zu vermeiden weiß. Hallo, plastikfreier Juli! Wünschen würde ich mir von Ja! Natürlich, und auch allen anderen Marken mit derselben Vorgehensweise, dass sie längerfristig auf Einweg verzichten, denn nur damit können sie auf lange Sicht dem Wunsch ihrer Kunden auch wirklich nachkommen.
Und ihr so? Ebenfalls gedacht, ihr hättet Pfand erwischt oder war euch von Anfang an klar, dass es sich hier um Einweg handelt? Ich liebe es von meinen LeserInnen zu lesen! Inspiriert mich mit einem Kommentar oder erntet gutes Karma und teilt diesen Beitrag in den unendlichen Weiten des Internets. Ich freu mich und sag Dankeschön! ♥ Eure Tanja
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